Donnerstag, 1. Juni 2017

📖 Reisetagebuch



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Inhalt

 Bewegende Momente bei Rosenda
✤  Englischunterricht in der Escuela Central
✤  WG-Leben 
✤  Ein ganz besonderer Tag mit Carlos und Erdufo
  Weihnachten mal anders
  Fiesta und Entrada in Alcalá
  Reisezeit 

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Bewegende Momente bei Rosenda

Juni 2017



Seit einiger Zeit hat die Bekanntschaft und mittlerweile auch Freundschaft zu Rosenda mein Leben hier in Bolivien sehr bereichert. Sie ist die Mutter einer Schülerin aus meiner Außenschule Mulacancha und seitdem ich einmal nach der Schule zu ihr nach Hause eingeladen wurde, war ich öfter dort. Mein erster Besuch bei ihr war ein unglaublich prägendes Erlebnis. Man kann in keinster Weise sagen, dass die Familie arm wäre oder ähnliches, aber die Wohnverhältnisse haben sich schon sehr von den mir bekannten aus dem Dorf Alcala abgehoben.
Die Familie hat unglaublich viele Mais- und Kartoffelfelder und Spinat und Ajibeete, Hühner und Kühe. Alles was sie essen, haben sie selbst geerntet und versorgen sich selbst mit allem, was sie um ihren kleinen Hof besitzen. Mittlerweile kommt Lele immer mit zu Rosenda und meistens kochen wir gemeinsam etwas typisch bolivianisches. Das ist unglaublich interessant, vor allem, weil alles noch so ursprünglich funktioniert. 

Gekocht wird über dem Feuer und einen Wasserhahn gibt es nur im Hof, die Zimmer haben keine Türen und die Fenster kein Glas, es gibt keine Dusche und kein Klo. Ein anderer Lebensstandard als man es aus Deutschland gewohnt ist, aber auch nochmal eine andere Kategorie, dieses Leben auf dem „Campo“, als im bolivianischen Dorf. 
Ich empfinde die Besuche bei Rosenda als eine wirkliche Bereicherung meines Freiwilligenjahres, man bekommt nochmal ganz andere Einblicke in die bolivianische Kultur und in das Leben der Menschen. Wir bringen ihr auch immer Zutaten zum Kochen aus Alcalá oder Sucre mit oder auch Wolle, damit sie ihrer schönen Handarbeit nachgehen kann, die ihr solche Freude bereitet. Nach so einem Besuch fühle ich mich immer sehr bestärkt und glücklich, da man mit so wenigen Mitteln und in kleinen Momenten so viel gewinnt und ehrlich sieht, wie sich die Menschen immer freuen, wenn man sie immer wieder besucht und sich für sie und ihr Leben interessiert. 


Englischunterricht in der Escuela Central

Februar 2017



Das zweite Halbjahr begann Anfang Februar. Wir bekamen einen neuen Stundenplan und ein paar Dinge haben sich geändert, aber die tiefgreifendste Veränderung war wohl, dass wir ab nun eine Stunde pro Tag Englischunterricht mit unseren Kursen halten konnten. Dazu mussten wir unsere Lehrer darum bitten, uns eine Stunde pro Woche von ihrer Zeit zu überlassen. Hier muss man Eigeninitiative zeigen, denn wenn man nichts sagt, wird der Lehrer nach meiner Erfahrung auch nicht auf dich zukommen, also einfach fragen und viel kann nicht schief gehen. Der eigene Unterricht läuft gut, auch wenn es bei den Kursen deutliche Unterschiede in Bereichen der Motivation, Leistungsfähigkeit und Lernbereitschaft gibt. 
Nach wie vor, läuft der Englischunterricht in der Außenschule Mulacancha am Besten, aber es macht auch in den anderen Kursen Spaß zu sehen, wie sich die Kinder verbessern und weiterentwickeln. Die Erwartungen an den Unterricht haben sich im Laufe der Zeit jedoch auch verändert. Das muss auch nachfolgenden Freiwilligen klar sein, denn es fällt den Kindern relativ schwer eine Fremdsprache zu erlernen, somit ist es ein Prozess, der mit vielen kleinen Schritten zum Erfolg führt. Grammatik und Sätze fallen den Kindern zum Beispiel schwer und man braucht Geduld, wobei Spiele, Vokabeln und kreative Arbeiten wie malen, basteln und kneten zur Unterstützung und Auflockerung der Unterrichtsgestaltung sehr gut funktionieren. 
Vor ein paar Wochen habe ich zum Beispiel mit den Kindern die Tiere auf Englisch gelernt, zu solchen Dingen sollen sie dann auch immer passende Zeichnungen in ihrem Heft anfertigen. Danach haben wir dann aus Knete alle erlernten Tiere geformt und so hatte jedes Kind sehr viel Freude am Unterricht. 

Schließlich geht es nicht nur um das Erlernen der englischen Sprache, sondern auch um den Spaß und das fördern des kreativen Denkens der Kinder und den interkulturellen Austausch. 


WG- Leben

März 2017


Eines der Dinge, die für mich persönlich einen großen Teil der Erfahrung in diesem Jahr ausmachen, ist das Zusammenleben mit drei anderen Menschen in der WG. 
Bis zu unserem Vorbereitungsseminar im Juli 2016 kannten wir uns überhaupt nicht und als wir zusammen in Bolivien ankamen, mussten wir uns erst einmal kennenlernen. Zu diesem Zeitpunkt war ja auch noch nicht absehbar, dass Lele von der Isla del Sol zu uns nach Alcala wechselt. Zuerst waren es also die zwei Jungs und ich und das hat überraschend gut funktioniert, wir haben uns schnell aneinander gewöhnt und wurden ein Team. Zwischendurch wurde unser Team immer von dem ein oder anderen Selbstzahler ergänzt, welche für ein paar Wochen bei uns blieben, bei uns wohnten und mit uns in der Schule arbeiteten. Als Lele dann ab Mitte November festes viertes Mitglied wurde, hat sich natürlich nochmal die Konstellation unserer Gruppe verändert. Schnell schien es jedoch, als ob Lele schon ewig bei uns wäre. 

Eine große Veränderung in der WG war der Wechsel von bekocht werden zum Selbstkochen. Seitdem wir Selbstversorger sind, haben wir uns als Menschen nochmal ganz anders kennen gelernt und entsprechen nun viel mehr dem typischen Bild, das man von einer Wohngemeinschaft und Mitbewohnern hat. Es gibt mehr Auseinandersetzungen, darüber was gekocht werden soll, wer einkauft, über Hygiene und Ordnung in der Küche und generelles Zeit miteinander verbringen. 

Als ich in dieses Jahr gestartet bin, habe ich die Wichtigkeit der Mitbewohner nicht so hoch eingestuft, wie ich es jetzt tun würde. 
Ich dachte eher daran, dass es eine Erfahrung ist, die ich für mich persönlich mache, an der ich wachse, aber für mich selbst. Jetzt im Nachhinein komme ich mir bei dem Gedanken unheimlich naiv und nicht vorausschauend vor. Ich muss wirklich sagen, dass die Mitbewohner einen größeren Teil der prägenden Erfahrungen meines Jahres hier ausmachen, als ich jemals gedachte hätte. Man erlebt so unglaublich viel zusammen und bei allem was passiert, was einen mitnimmt, verletzt oder belastet, hat man nur seine Mitbewohner um sich, die für einen physisch in der Situation da sein können. Damit gehen dann natürlich auch Erwartungen und Gefühle einher. 
Ganz abgesehen davon, verbringt man Tag und Nacht unter einem Dach, teilt sich teilweise ein Zimmer und kann sich nicht wirklich aus dem Weg gehen. Neben den manchmal mehr, manchmal weniger tiefsinnigen Gesprächen, bei denen man die andere Person gut kennenlernt, sind es auch die Alltagssituationen denen man nicht entkommt, die einem viel über die anderen Personen verraten. Mal verstehen wir uns alle sehr gut und sind ein unantastbares Team und manchmal fliegen auch die Fetzen. 

Jetzt wo der Abschied von Bolivien immer näher kommt, was mit einem Abschied von der Wohngemeinschaft einhergeht, weiß ich ganz genau, dass ich nicht nur Land und Leute, sondern auch all diese WG Situationen vermissen werde, ob Streit oder Glücksmomente. Obwohl wir uns zurück in Deutschland sicherlich nicht aus den Augen verlieren werden und weiterhin den Kontakt zueinander pflegen - schließlich verbindet uns diese Erfahrung für immer - weiß ich, dass ich meine drei Mitbewohner, die mittlerweile zu Freunden geworden sind, sehr vermissen werde. 
Das Jahr zusammen hat uns sehr zusammen geschweißt und es gibt unzählige Momente, die mich geprägt haben und erwachsener  haben werden lassen, die ich niemals vergessen werde. 


Ein ganz besonderer Tag mit Carlos und Erdulfo

Oktober 2016


Das herausragendste Erlebnis bisher war für mich persönlich der Tag bei den zwei Taubstummen Carlos und Erdulfo. 
Sie leben in einem Lehmhaus auf dem Campo in Richtung der Außengemeinde Garzas, wo sie sich ein absolut selbstständiges Leben aufbauen konnten. Sie bewirtschaften Kartoffel- und Oreganofelder, halten Kühe, Pferde und Hühner und strahlen trotz aller Einschränkungen eine tiefe Zufriedenheit und positive Energie aus. Diese Begegnung hat mich wirklich berührt und mir gezeigt, wie sehr es doch die kleinen Dinge sind, die ganz Großes bewegen können. Dabei verändert sich die Welt von Außen erst mal nicht grundlegend, aber im Inneren des Menschen ist alles aufgerüttelt worden. So ging es mir an diesem Tag, denn schon die kleinste Sache hat den beiden eine solche Freunde bereitet, dass man selbst sich um tausende Talente reicher gefühlt hat. 
Solche Begegnungen waren es, die ich im Sinn hatte, als ich noch in Deutschland an mein Auslandsjahr dachte. In Bolivien angekommen schien es zuerst nicht danach auszusehen viel verändern zu können, weil die meisten Leute gar keine Hilfe oder gar eine Veränderung wollen. Aber dieser Tag hat gezeigt, dass es möglich ist wunderbare Momente zu schaffen, von denen man ein Leben lang profitieren kann. 

Ich habe  Carlos und Erdulfo seitdem noch ein weiteres Mal besucht, wir haben lange Jenga gespielt, viel gelacht und uns so gut es geht, versucht zu verständigen. Ich werde sie auch weiterhin besuchen, denn ich habe das Gefühl, dass davon alle Anwesenden profitieren. 
Diese Tage haben mir gezeigt, dass an dem Spruch, „wenn du die Welt anlächelst, lächelt sie auch zurück“, tatsächlich etwas dran ist. Es bringt nichts deprimiert darüber zu sein, dass die Kinder entweder kein Englisch lernen wollen, oder das Erlernte kurz darauf wieder zu vergessen scheinen. Es geht um so viel mehr. Kultureller Austausch ist auf vielerlei Weise möglich. 
Dieses Jahr ist eine einzigartige Chance und jeder Freiwillige hat es selbst in der Hand, wie lange man sich noch an seinen Namen erinnern wird und wie viele Begegnungen eine Spur hinterlassen werden, die nie ganz verweht. 


Weihnachten mal anders

23.12.16 - 28.12.16


Schon früh war uns Alcalenos klar, dass wir dieses Weihnachtsfest, wenn wir es schon nicht mit unserer Familie feiern können, mit unseren lieben Freunden aus Sopachuy verbringen wollen. Am Abend des 23. Dezembers sind wir bei Ihnen angereist und haben bis zum 28. Dezember die Feiertage gemeinsam verbracht. 
Am 24. Dezember haben wir bis zum späten Nachmittag die meiste Zeit mit kochen und Geschenke einpacken verbracht. Abends haben wir dann zusammen gegessen, es gab Kartoffelgratin, Nudeln mit Bratensoße, selbst gemachtes Brot mit und ohne Käsefüllung, dazu eine Tomaten-Knoblauchcreme, einen Rote Beete Salat und einen großen gemischten Salat. Als Nachtisch gab es Obstsalat mit Pudding. Es war wirklich sehr lecker - da waren wir uns auch alle einig. 
Nach dem Essen sind wir raus zur Plaza gelaufen, wo es Tanz und Musik gab und haben dort eine Weile zugeschaut und einige der Sopachuenos haben sogar mitgetanzt. 
Bereits nach 0 Uhr sind wir dann ins Haus zurück gekehrt und haben uns alle gemütlich zusammen gesetzt und Weihnachtslieder gesungen, die uns eingefallen sind - Textsicherheit war mal mehr mal weniger vorhanden. Danach wurde die Weihnachtsgeschichte vorgelesen und anschließend war Bescherung. Es gab mehr Geschenke als alle erwartet hätten und keiner konnte sich beschweren, keiner wurde vergessen. Bis um 5 Uhr morgens haben wir beschert und jede Sekunde genossen. 

Obwohl wir dieses Mal am Fest der Liebe und der Familie so weit weg von dieser waren und obwohl wir Freiwilligen uns erst seit einem halben Jahr kannten, war dieses Weihnachtsfest auf eine ganz andere Weise unglaublich schön und bewegend. Wir haben ein schönes Fest miteinander verbracht und viel gelacht, wie gute Freunde oder auch eine Familie auf Zeit.



Fiesta und Entrada in Alcalá

07.12.16 - 11.12.16



Fiestas in Bolivien im Allgemeinen finden sehr häufig statt, oft auch mal ohne nennenswerten Grund. Getrunken wird viel Chicha, Drago, Fernet und Leche de Tigre. Wenn jemand einen zum Trinken einlädt ist es äußerst unhöflich abzulehnen und wenn man Pech hat, befindet man sich in einem Trinkkreis und kommt da so schnell nicht wieder raus. Die Zusammenkünfte bei Bolivianern zu Hause oder auch offizielle Dorffeste sind immer lustig, wenn auch alkoholisch. Da man (vor allem als Mädchen) immer eingeladen wird, muss man für solch einen Abend meist keinen Cent bezahlen. 



Vom 07. bis zum 11. Dezember war in Alcalá das große Dorffest des Jahres, gewidmet der Dorfspezifischen Jungfrau, der Virgen de Concepcion. 
Entrada bedeutet, dass einige Tänzer mit verschiedenen Tänzen in das Dorf eintanzen und die Feier so offiziell eröffnen. 
Natürlich haben wir Voluntarios auch mitgetanzt, die Mädchen sogar zwei Tänze, die Jungs einen. Die Proben für das Fest sind eher chaotisch ausgefallen, da meistens nicht alle zur Probe erschienen sind, einige zu spät kamen oder die Probe spontan ausgefallen ist. Dennoch wurde es eine wundervolle und unvergessliche Erfahrung und die Entrada am Nachmittag des 07. Dezembers ein voller Erfolg. Den Mädchen wurden die Haare geflochten und die Kostüme wurden uns auch kostenlos zur Verfügung gestellt. 


Der Tanz den wir alle fünf zusamen getanzt haben (Selbstzahler Dennis war auch dabei!) heißt Saya und ist ein afrobolivianischer Tanz. 
Zur Fiesta in Alcalá gab es eine Bühne mit Musik und Tanz und auch an  Chicha und Drago mangelte es nicht. Ab dem 09. Dezember gab es dann Hahnenkämpfe in der Cancha der Escuela Central, eine Attraktion die mir etwas fragwürdig erscheint... 



Reisezeit

12.12.16 - 22.12.16 / 05.01.17 - 20.01.17

Meine bisherige Reisezeit unterteilt sich in zwei Blocks. 
Vom zwölften bis zum 22. Dezember reiste ich mit Lele, Frederik und Peter zuerst in ein verwunschenes, kleines, touristisches Dörfchen namens Samaipata. Die Landschaft unterscheidet sich hier von unserer gewohnten Umgebung in Chuquisaca, war doch alles sehr grün und dicht bewachsen. Der Unterschied der Vegetation liegt vor allem in den verschiedenen Höhenverhältnissen. Samaipata liegt „nur“ auf 1640 Meter Höhe inmitten einer unberührten Hügellandschaft, während Sucre beispielsweise auf 2800 Metern liegt. Die Höhe merkt man vor allem auf daran, dass es unheimlich viele Fliegen und Stechmücken gibt, die man von der höher gelegenen Region um Sucre nicht mehr wirklich gewohnt ist.
Das Dorf an sich wirkt sehr wohlhabend und westlich geprägt, viele Europäer, darunter sehr viele Deutsche, haben sich dort niedergelassen und sich ein neues Leben aufgebaut. Daher sind uns fast die Augen aus dem Kopf gefallen, bei der Auswahl an verschiedenem Essen, das wir dort vorfanden.
Normalerweise fällt das bolivianische Essen nämlich nicht so vielfältig aus, meistens werden Kartoffeln, Reis, Spiegelei und Fleisch serviert, dazu eine Suppe. Am meisten gewundert hat es uns jedoch, dass wir Christstollen und Früchtebrot fanden, davon kauften wir ein paar, um sie an Weihnachten zu verschenken.

Zwei Ausflüge um Samaipata lohnen sich wirklich und sind sehr sehenswert. Einmal ist das der Besuch des heiligen Inkaberges „El Fuerte“. Von Samaipata aus ist es eine Strecke von ungefähr zehn Kilometern, die zwar teilweise etwas beschwerlich zu Laufen ist, aufgrund des ständigen Auf und Abs, aber landschaftlich lohnt es sich total und nach der Anstrengung fühlt man sich gut und als hätte man wirklich etwas erreicht. Ansonsten ist die Strecke sehr gut mit dem Taxi zu erreichen. Die Inkaruinen sind sehr faszinierend und obwohl man den heiligen Berg an sich nicht betreten darf, ist der Blick darauf wirklich beeindruckend. Es steckt so viel Geschichte darin. Der Komplex zählt sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe und wurde zu einem nationalen Denkmal Boliviens erklärt.

Der zweite sehr lohnenswerte Ausflug sind die „Las Cuevas“, welche ca 20 Kilometer außerhalb von Samaipata liegen, hier würde ich dann doch lieber das Taxi empfehlen. Cuevas heißen übersetzt Höhlen, tatsächlich handelt es sich bei diesen besonderen aber um Wasserfälle. Drei Stück gibt es zu bewundern, zwischen acht und 15 Meter hoch und sie münden in ein schönes Naturbecken, in welchem man gut baden kann. Umrahmt wird das Ganze von einer wunderschönen, grünen Berglandschaft. 
Dieser Ausflug war mit Sicherheit eines der Highlights des Urlaubs und wir haben lange dort verbracht, gebadet, Quatsch gemacht und eine Menge Fotos geknipst. 



Am 15. Dezember ging es dann in den „Parque National Amboro“. In unserem Fall nicht richtig in den Nationalpark rein, sondern in einen Außenbezirk, das „Refugio de los Volcanes“. Hier verbrachten wir wundervolle zwei Tage, wurden lecker bekocht, hatten schöne Zimmer und haben individuelle Touren durch das Gelände gemacht. Die ganze Anlage befindet sich inmitten eines mehr als beeindruckenden Bergpanoramas und der Vergleich zu Jurassic Park ist nicht weit hergeholt. Es gibt dort sogar einen Naturpool mit kleinem Wasserfall, wo man sich nach anstrengenden Wanderungen mit einem idyllischen Bad erholen kann. 





Am Nachmittag des 16. Dezembers, meinem Geburtstag, haben wir uns dann mit dem Taxi auf den Weg Richtung Santa Cruz gemacht, die größte Stadt Boliviens, sehr tief gelegen und auch dementsprechend heiß. Hier sind wir auch am 09. August 2016 aus Deutschland gelandet. Damals hatte uns die Stadt nicht so gut gefallen. Sie ist sehr groß und überfordernd, unübersichtlich und schmutzig. Nun wollten wir der Stadt, die viele moderne Bolivianer anzieht, eine neue Chance geben. Die Taxifahrt dauerte ca zwei Stunden und dann wurden wir von unserem bolivianischen Freund Mauricio abgeholt. Die Geschichte wie wir zu dieser Unterkunft kamen ist sehr lustig und auch typisch bolivianisch, denn in Deutschland hätte man so etwas wahrscheinlich eher nicht gemacht.
 Mauricio, Ende 20,  kommt aus Santa Cruz und war im Oktober Gast in unserem Hostel in Alcalá, damals haben dort nur Wenzel, Frederik und ich gelebt. Wir haben uns einen Abend gut mit ihm unterhalten und er gab uns seine Handynummer und sagte, wenn wir in Santa Cruz sind, sollen wir ihn doch anrufen. Wir fanden das sehr nett, dachten aber nicht, dass wir jemals darauf zurück kommen würden, schließlich kannten wir ihn ja auch erst ein paar Stunden. Als dann die Urlaubsplanung anstand und wir wussten, dass wir nach Santa Cruz fahren würden, haben wir ihn kontaktiert und er sagte sofort, dass wir gerne bei ihm wohnen könnten. 
Er holte uns also ab und wir fuhren zu ihm ins Elternhaus, ein wunderschönes, sehr modernes und wohlhabendes Haus. 
Da nicht nur ich an diesem Tag Geburtstag hatte, sondern auch Mauricios kleiner Bruder, war viel los und die Familie zu Besuch. Frederik hatte eine Torte für mich organisiert, was mich total umhaute. Ich habe mich total gefreut - das war wirklich eine gelungene Überraschung. Man muss wissen, dass es die bolivianische Geburtstagstradition vorsieht, dass das Geburtstagskind in die Torte hineinbeißen muss und in diesem Moment wird es von einer anderen Person mit dem Kopf in die Torte eingetunkt. Eine wirklich lustige Tradition, die in meinem Gesicht Spuren hinterlassen hat. 
Später am Abend sind wir dann noch gebührend in einen Club feiern gegangen und haben dort gehörig eingeheizt. Es war ein toller Geburtstag, ein unvergesslicher Tag. 

Die weiteren Tage in Santa Cruz haben wir den Zoo besucht, die Stadt kennen gelernt und sind zu den Lomas de Arena gefahren. Letztere sind Sanddünen, mitten in der Großstadt - das will nicht so Recht passen. Tatsächlich sind diese Sanddünen die prähistorische Küste Boliviens, eine Erinnerung an eine Zeit, als der Titicacasee noch ein Meer war. Die Sanddünen sind bis zu 50 Meter hoch und erinnern eher an die Saharawüste, als an Südamerika. Inmitten der Dünen befinden sich Lagunen, in welchen man baden kann. Der Ausflug ist auf jeden Fall sehr lohnenswert und hat sehr viel Spaß gemacht. 

Des Weiteren haben wir von Santa Cruz einen Abstecher nach Concepcion gemacht, ein Dorf ca sechs Stunden mit der Flota von Santa Cruz entfernt. Concepcion ist eine der Jesuiten-Reduktionen der Chiquitania. Die Holzkirche „Concepción“ ist ein wirklich einzigartiges Bauwerk, wie man es in Europa nicht zu Gesicht bekommt. Wir haben einen Gottesdienst in dieser schönen Kirche mitgenommen - eine Erfahrung, welche die Kirche in ihrer vollen Pracht wirken ließ. 
Des Weiteren gibt es in Concepcion ein Kirchenmuseum, ein gutes Restaurant names „el buen gusto“, schöne Hostels und einen nicht weit entfernten großen Badesee. Ein sehr schöner Ausflug, für den man aufgrund der relativ langen Flotafahrt besser zwei Tage einplant. 

Damit hat der erste Reiseblock geendet, doch der zweite folgt sogleich. 



LA PAZ

Am 05. Januar haben wir uns abends in die Flota von Sucre nach La Paz gesetzt. Nun war es also an der Zeit, die Stadt des höchstgelegensten Regierungssitzes kennenzulernen. Von 2800 Meter fuhren wir nun auf knapp 4000. 
La Paz ist eine sehr beeindruckende, wenn auch nicht wirklich schöne Stadt. Aufgrund der Höhe kann es hier wirklich kalt werden. Fährt man mit der roten Teleferico hoch nach El Alto hat man die gesamte Stadt im Überblick und all die barackenhaften Gebäude und zwischendurch auch mal die ein oder andere Villa. Was den Anblick außerdem so besonders macht, ist der kesselhafte Aufbau der Stadt. Das Stadtzentrum liegt ganz tief in einem Tal, während sich außen herum mehrere hundert Meter hoch die Häuser aufbauen. Wie ein Kessel. Je weiter nach oben man blickt, desto ärmer werden die Häuser, was daran liegt, dass nach oben hin die Luft immer kälter und sauerstoffärmer wird. Hier zu leben ist hart und sicher kein Spaß. 
La Paz ist meines Erachtens nach eine relativ unsichere Stadt. Damit meine ich, dass man Wertsachen nicht so offen zeigen sollte, wie in anderen bolivianischen Städten. Außerdem sollte Geld immer in einem Bauchgurt sicher verwahrt sein und auch mein Handy habe ich die meiste Zeit in meinem Zimmer im Hostel eingeschlossen. Vor allem in El Alto ist die Gefahr ausgeraubt zu werden, wenn man nicht aufpasst, recht hoch. Nachdem man La Paz einmal kennengelernt hat, kommt einem Sucre umso entspannter und sicherer vor. Dennoch hat auch die Großstadt La Paz ihren Charme. 
Zuallererst fällt auf, dass die Cholitas hier auf der Höhe lange Kleidung und höhere Hüte tragen - eine interessante Beobachtung. Außerdem sehen die Menschen auch etwas anders aus, etwas asiatischer, was daran liegt, dass sie Almaras (eine indigene Gruppe) sind und diese von den Nordkoreanern abstammen. In der Region Chuquisaca ist die indigene Herkunft Quechua. 
Außerdem reihen sich in La Paz Souvenir- und Touristenshops aneinander und es gibt viele Straßenkünstler, die selbstgemachten Schmuck verkaufen. Überall kann man Alpackapullis kaufen und es gibt eine Menge leckere Restaurants, die teilweise auch andere Gerichte anbieten, als weiter unten im Tiefland. 


Jeden Donnerstag und Sonntag ist der Schwarzmarkt oben in El Alto gigantisch,  sodass es eigentlich unmöglich ist, den Markt komplett zu durchlaufen. Wir waren an einem Sonntag dort - natürlich ohne Handys oder Wertsachen - und das Geld war sicher verstaut. Auf diesem Markt gibt es wirklich alles, egal was man braucht, wonach man sucht: dort bekommt man es. Auf jeden Fall eine interessante Erfahrung, die man mitnehmen sollte, wenn man gerade vor Ort ist, und auch die Fahrt mit der Schweizer Gondel, welche nicht ganz in das teilweise schäbige Stadtbild passen will, ist sehr günstig und macht Spaß. Auch bei Nacht ist eine solche Gondelfahrt zu empfehlen, wenn die ganze Stadt beleuchtet ist und man auf ein funkelndes Häusermeer hinunterblickt. 


Ein Tagesausflug nach Tiwanaku ist auf jeden Fall auch eine interessante Sache. Hier finden sich wieder einige Inkaruinen, darunter auch das berühmte Sonnentor der Inka (Puerta del Sol). Tiwanaku an sich ist die älteste Zivilisation Boliviens und es finden sich dort einige interessante Museen. 


COPACABANA


Am 10. Januar sind wir dann mit der Flota nach Copacabana gefahren. Den Titicacasee zu erblicken, nachdem man all die Zeit immer das trockene Land gesehen hat, war wirklich wundervoll. Der See ist so riesig, dass es eigentlich unglaublich ist, dass es kein Meer ist. 
Copacabana ist eine schöne kleine Stadt am See, wo man ausgezeichnet Trucha, Lachsforelle, essen kann und das auch noch unglaublich günstig. Außerdem kann man hier schönen Schmuck und außergewöhnliche Steine kaufen und ein Besuch in der Kirche lohnt sich auch. Es gibt viele Berge auf die man für eine schöne Aussicht klettern kann - der Aufstieg ist jedoch bei der Höhe sehr anstrengend.  Der berühmte Strand in Rio de Jameiro, Brasilien, verdankt diesem kleinen bolivianischen Örtchen übrigens erst seinen Namen. 




LA ISLA DEL SOL


Der Besuch auf der Isla del Sol, eine heilige Insel mitten im Titicacasee, war auch ein sehr aufregendes Abenteuer. 
Mit dem Schiff setzt man von Copacabana aus über und die Fahrt dauert mit dem Touristenboot etwas mehr als eine Stunde. Bei strömendem Regen kamen wir an, doch zum Glück, kam schon nach einer halben Stunde wieder die Sonne raus. Den weiteren Tag blieb der Himmel strahlend blau und das Wetter warm und sonnig. 
Die Isla Reisegruppe waren eigentlich Wenzel, Frederik, Peter und ich, doch nach einem gemeinsamen Frühstück trennten sich unsere Wege, da wir verschiedene Ziele hatten. Während Frederik und Peter zuerst die im Reiseführer beschriebenen Attraktionen anschauen wollten, hatten Wenzel und ich vor, einfach erstmal  loszulaufen und die Insel in ihrer Ursprünglichkeit zu erleben. Später wollten wir uns wieder treffen. Dachten wir … 

Wenzel und ich liefen los und kamen schließlich zu einem Mirador, einem der höchsten Punkte der Isla, ungefähr auf 4100 Metern. Von hier aus konnte man die gesamte Insel überblicken. Anschließend wollten wir den Sonnentempel suchen, an welchem wir uns eigentlich mit den anderen wieder treffen wollten.
Nachdem wir ein Stück gelaufen sind, entschieden wir uns jedoch anders. Erst aßen wir etwas zu Mittag, danach wollten wir den sogenannten Pumafelsen suchen. Wir liefen Richtung Norden und dachten uns dann, das den normalen Inkapfad ja jeder Touri laufen kann, also verließen wir den Weg und kletterten eine steile Schlucht runter. Unten fanden wir die wunderschöne Küste und wanderten hier eine Weile entlang, bis uns Klippen und hohe, steile Felsen den Weg versperrten. Uns blieb nichts anderes übrig als diese zu passieren, also kletterten wir wieder eine Weile, direkt am steilen Abhang entlang. 
Irgendwann erlaubte der Weg es, dass wir wieder unten am Wasser laufen konnten und so liefen wir eine ganze Weile, bis wir einen langen Arm der Insel erreichten. Mittlerweile waren wir schon auf fast jedem Fleck der Isla gewesen. Da es schon langsam dunkel wurde und wir nicht genau wussten, wo wir den Pumafelsen finden würden, entschieden wir, uns auf den Weg zu einem Hostel in Challapampa zu machen. 
Was wir nicht wussten war, dass Challapampa noch eine ganze Weile von uns entfernt war. Wir liefen durch die Nacht und erhofften hinter jedem neuen Berg, hinter jeder Biegung endlich ein paar Häuser zu sehen, doch weit und breit war nichts zu sehen außer der wilden Schönheit der Insel. 
Irgendwann fanden wir dann endlich einen Inkaweg. Auf der anderen Seite unten am Wasser konnte man schon ein Dorf erkennen. Bald würden wir es geschafft haben. Dachten wir. 

Als wir auf dem Weg standen, mussten wir uns entscheiden, welche Richtung wir nun einschlagen würden und entschieden uns für rechts. Dieser Weg führte uns jedoch nach dreiviertelstündigem Laufen ins Nichts und so mussten wir völlig müde und erschöpft, um zwölf Uhr nachts, umkehren. 
Wir liefen den ganzen Weg nochmal zurück und noch weiter, bis wir gegen halb zwei Challapampa erreichten. Wir klopften an einem Hostel - doch es war voll. Ein weiteres ebenso. 
Beim dritten sagte uns der Hostelvater, es sei ebenso kein Zimmer mehr frei, doch als er in unsere müden und entkräfteten Gesichter schaute, ließ er uns doch rein. In ein Bett zu fallen, war in dieser Nacht das wunderbarste Gefühl, das man sich vorstellen kann.

15 Stunden waren wir insgesamt über die Insel gelaufen und hatten sie so gut wie komplett erkundet. Gegen zwei Uhr nachts schliefen wir ein, nicht ohne vorher ausgemacht zu haben, so lange zu schlafen, bis wir eben aufwachen und aufstehen wollen würden. 
Am nächsten morgen hämmerte es allerdings um zehn Uhr an die Tür - wir müssten nun auschecken. Nach kurzer Diskussion konnte ich noch eine weitere Stunde aushandeln. Schließlich packten wir unsere Sachen, frühstückten etwas, legten uns noch kurz an den Strand und fuhren schließlich mit dem Boot wieder zurück nach Copacabana. Dass dies ein unvergessliches, hirnrissiges aber wunderschönes Abenteuer unserer Bolivienreise war, da waren wir uns einig. 



EL CAMINO DE LA MUERTE


Zurück in La Paz haben wir eine Tour für „El Camino de la Muerte“ gebucht, auch bekannt unter dem Namen Death Road oder Todesstraße. Die Tour beinhaltet einen Guide, ein Mountainbike, Regenjacke und Regenhose, Gelenkschoner für Knie und Schienbein sowie Ellenbogen, ein Frühstück, mehrere Snacks, den Transport, ein T-Shirt, ein Buffet am Nachmittag, eine Dusche mit Handtuch und eine CD mit Fotos und Videos. 
Die Straße hat ihrem Namen der Tatsache zu verdanken, dass sie jahrzehntelang als die gefährlichste Lateinamerikas galt. Es ist eine nur einspurig befahrbare Schotterpiste, die leitplankenlos an klaffenden Abgründen entlangführt. Zahlreiche Kreuze am Wegesrand machen deutlich, dass einige die Todesstraße nicht überlebt haben. 
Man startet dieses Abenteuer auf 4800 Metern Höhe. In unserem Fall war es eiskalt und hat sogar geschneit, der erste Schnee, den ich hier in Bolivien gesehen habe. 
Innerhalb von ca fünf Stunden legt man über 3000 Höhenmeter zurück und 65 km. Je weiter man nach unten fährt, desto wärmer wird es und am Ende fährt man die Strecke in T-Shirt, während man am Anfang in all seinen warmen Klamotten gefroren hat. Startet man die Strecke bei Regen und Schnee, so wie wir, ist man innerhalb von wenigen Sekunden bis unter die Haut durchnässt und durchgefroren. Ich muss sagen, wenn man nicht super waghalsig die Straße runter heizt und keine Rennen oder sonstiges veranstaltet, besteht kein hohes Risiko. Außerdem war es nicht der Abgrund auf der linken Seite, der mich etwas eingeschüchtert hat, sondern eher große lockerere Felsbrocken und Steine, die mitten auf dem Weg lagen und denen man ausweichen musste, um nicht auszurutschen. Dabei ist es sehr anstrengend die Bremsen die ganze Zeit gedrückt zu halten, denn früher oder später tun einem die Hände und Finger höllisch weh. Ich habe mich allerdings nicht getraut, ohne Bremse zu fahren, da das Fahrrad bei dem Gefälle wirklich schnell beschleunigt und es ständig Kurven gibt, die man passieren muss und außerdem auch so manchen Gegenverkehr, dem man ausweichen muss, um nicht umgefahren zu werden oder die Böschung runter zu fallen.
Im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass die Tour unglaublich Spaß gemacht hat und die Landschaft wirklich in nichts zu übertreffen war. Man durchfährt zahlreiche Vegetationszonen des Landes und wer auf Nervenkitzel und Adrenalin steht, dem ist hiermit auf jeden Fall gut gedient. Unterschätzen sollte man das Ganze jedoch nicht, denn oft wird die Strecke von fitten Mountainbikern belächelt, allerdings ist es  Fakt, dass auch heute noch so mancher Fahrradfahrer die Todesstraße nicht überlebt. 
Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass sie viele Opfer gefordert hat, über Jahrzehnte hinweg, während wir uns nun einen Spaß daraus machen die Strecke mit dem Fahrrad runter zu brettern. 



CAMINO INKA DEL CHORO



Da uns die Landschaft des Camino de la muerte so beeindruckt hat, haben wir beschlossen, das alles in einer Dreitages Wanderung noch einmal ausführlicher mitzunehmen. Die Strecke nennt sich Camino Inka del Choro und beginnt auf 4950 Metern und führt hinab bis in ein Dorf, welches auf 1100 Metern liegt. Begleitet wurden wir von einem Guide und einem jungen Mann, der unsere Verpflegung für die nächsten drei Tage getragen hat. 
Am ersten Tag sind wir nur bergab gelaufen, was viel Konzentration erfordert hat, vor allem bei meinem Talent mich immer und überall hinzulegen. An diesem Tag bin ich sechs mal ausgerutscht, habe mir aber nichts getan und bin immer weich gelandet. Gegen ein Uhr mittags haben wir frische Brötchen mit Tomaten, Käse und Avocado gegessen, danach ging die Wanderung weiter, bis wir gegen 18 Uhr ein Camp namens Challapampa erreichten, wo wir zu Abend aßen und unsere Zelte aufschlugen. 

Am zweiten Tag sind wir mit starkem Muskelkater aufgewacht und dazu kam, dass wir nun viel bergauf laufen mussten, vereinzelt auch wieder bergab. Man konnte beim Laufen wirklich gut die verschiedenen Vegetationszonen ausmachen, von Stunde zu Stunde haben sich Natur und Klima verändert, aber jedes mal blieben sie atemberaubend schön.
Am dritten Tag war der Muskelkater noch schlimmer, allerdings ist das immer nur in den ersten Minuten spürbar, oder wenn man Pausen macht und wenn man längere Zeit am Stück läuft, merkt man nichts mehr. An diesem Tag sind wir um sieben Uhr morgens losgelaufen, damit wir pünktlich zum Mittagessen um eins im Zieldorf ankommen, von wo aus wir auch wieder abgeholt wurden und nach La Paz gefahren sind. An diesem Tag hat es ziemlich geregnet und wir mussten einige Flüsse durchqueren, wodurch Schuhe und auch sonstige Klamotten schon ziemlich schnell komplett durchweicht waren. An diesem Tag wurde es, wie auch schon bei der Death Road, sehr warm und den letzten Teil der Strecke sind wir alle in unseren durchgeschwitzten und regennassen T-Shirts gelaufen. 
Die Dreitageswanderung war eine tolle Erfahrung. Die Landschaft war wunderschön, vielfältig und man hat sich gefühlt wie mitten im Dschungel. Einiges, was einem auf diesem Weg begegnet, lässt einen über sich selbst hinaus wachsen und macht einen nur stärker. Auf jeden Fall auch eines der Highlights des Urlaubs. 


Wieder in LaPaz angekommen, wir konnten kaum noch laufen, haben wir uns direkt ein Ticket für die Flota nach Sucre gekauft, denn das Zwischenseminar stand kurz bevor. Nachdem wir uns nochmal schnell geduscht hatten, was wirklich nötig war nach diesen drei Tagen wandern, waren wir auch schon auf dem Weg. Für das Zwischenseminar mussten alle 24 Weltwärts Freiwilligen anreisen, denn dieses fünftägige Seminar zum Halbjahr hin, ist für alle verpflichtend. 
Wir haben Vorträge über die Geschichte und Politik Boliviens gehört, eine Wanderung auf einem Inkatrail gemacht, hatten organisatorische Sprechstunden bei unserem pädagogischen Berater und mussten selbst innerhalb der WGs Vorträge auf Spanisch zu unseren Einsatzstellen und unserer Arbeit vorbereiten. 
Das Seminar war sehr schön und interessant, und alle mal wieder auf einem Fleck im altbekannten Kultur Berlin zu sehen, hat mich sehr an die Anfangszeit in Sucre erinnert, als wir alle ganz frisch aus Deutschland, in diesem fremden Land standen.

Nun ist das Land nicht mehr fremd und auch wir Freiwilligen sind zu Freunden geworden. Es ist einfach unglaublich, dass die Hälfte unseres Freiwilligendienstes vorbei ist - 6 Monate liegen hinter uns und 6 Monate liegen vor uns. Von allen Seiten hört man, dass ab jetzt die schönste Zeit des Jahres beginnt. Wir können die Sprache, haben uns an die Arbeit gewöhnt und kennen die Leute. Nun können wir auch am Meisten bewegen, die Eingewöhnungszeit ist vorbei. 
Allerdings sagen auch alle, dass das zweite Halbjahr schneller vergeht, als das erste und das hoffe ich wirklich nicht, denn für mich ist die erste Hälfte schon förmlich verflogen und ich frage mich, wo die Zeit geblieben ist. 

Ich freue mich aber sehr, auf die weiteren Monate und werde die Zeit, die mir in diesem wunderbaren Land noch bleibt, gut nutzen, denn es gibt immer etwas zu tun, wenn man will. 





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